Dieses Jahr zeigte deutlicher denn je: Die Landwirtschaft leidet schon jetzt unter den Folgen des Klimawandels. Diese Woche treffen sich Gesandte von fast 200 Staaten zur UN-Klimakonferenz in Sharm El-Sheikh – Demeter ruft die Politiker:innen dazu auf, alles zu tun, um die 1,5° Grenze einzuhalten und die Landwirtschaft zukunftsfähig aufzustellen!
„Hitzewellen und Starkregenereignisse sind schon heute in vielen Regionen ein Risiko für die Ernten der Landwirt:innen. Schreitet der Klimawandel fort, dann bedroht das die Existenz vieler Bäuerinnen und Bauern – und damit auch die Ernährungssicherheit von uns allen, und zwar weltweit,“ warnt Demeter-Vorstand Alexander Gerber. „Deshalb rufen wir die Verhandelnden auf: Setzt alles daran, mutig verbindliche und wirksame Maßnahmen für die Einhaltung der 1,5°C Grenze zu beschließen! Um die Klimagas-Emissionen deutlich zu senken, braucht es einen sorgsamen Umgang mit den natürlichen Ressourcen, Besteuerung von Emissionen sowie eine konsequente Förderung erneuerbarer Energiequellen. Die Klimakrise betrifft alle Menschen auf der Erde – und ist ebenso nur global zu bewältigen!“
Dabei muss und will auch die Landwirtschaft ihren Beitrag leisten. Etwa indem sie Klimagas-Emissionen senkt, Kohlenstoff im Boden bindet und durch vielfältige Fruchtfolgen und Betriebszweige weniger anfällig für die Folgen von Extremwetterlagen wird. Der Ökolandbau, der diese Punkte bereits erfüllt, muss daher ein wichtiger Bestandteil bei der Agrarwende und einer nachhaltigen Klimastrategie darstellen.
Anlässlich der UN-Klimakonferenz fordert der Demeter e.V. die Bundesregierung auf, das Ziel 30% Ökolandbau auch konsequent umzusetzen. „Neben Fördermaßnahmen für die Umstellung von landwirtschaftlichen Betrieben auf ökologischen Landbau sowie tiergerechte Haltungsformen muss die berufliche Ausbildung, aber auch die Ernährungsbildung an Schulen stärker auf ökologische Fragen ausgerichtet werden. In öffentlichen Mensen und Kantinen muss die Verwendung von regionalen, ökologischen Produkten gefördert werden”, so Alexander Gerber.
„Der biodynamische Landbau setzt bereits seit 1924 auf Humusaufbau, Heckenpflanzungen und vielfältige Fruchtfolgen und hat damit Grundlagen gelegt, die sich heute als hilfreich für den Klimaschutz erweisen,“ ergänzt Antje Kölling, politische Sprecherin von Demeter. „Vor allem Kühe, aber auch Schafe und Ziegen nehmen in der biodynamischen und der ökologischen Landwirtschaft eine wichtige Rolle ein. Dank ihnen können wir auf Grasland hochwertige Lebensmittel erzeugen, Kohlenstoff im Boden binden und die Biodiversität fördern. Deswegen ist es wichtig, die Rinderhaltung nicht per se zu verteufeln, sondern differenziert zu betrachten. Denn eine Rinderhaltung, die flächengebunden auf Grasland und auf regionalem Futter basiert, ist ein sinnvoller, weil nachhaltiger Baustein für eine zukunftsfähige Landwirtschaft! Unter biodiversem Grünland wird mehr CO2 gespeichert als durch Wald. Rund zwei Drittel der landwirtschaftlichen Nutzfläche sind Grünland und damit unverzichtbar für die Ernährungssicherung. Das eigentliche Klima-Problem sind Kühe, die mit Kraftfutter vom Ackerland und mit Import-Soja gefüttert werden.“
Der Demeter e.V. unterstützt die Initiative Farmers for Future. Dies ist ein loser Zusammenschluss von Bio-Bäuerinnen und -Bauern, der seit 2019 die Einhaltung der Klimaziele von Paris fordert und sich zudem in der Praxis auf dem eigenen Hof für mehr Klimaschutz einsetzt.
Einen Einblick in Praxis und Forschungsprojekte zum Thema Klima und Rinderhaltung gibt der „Odysso”-Beitrag „Das Märchen von der bösen Kuh“ des SWR vom 6.10.2022 mit Prof. Kurt-Jürgen Hülsbergen und Prof. Friedhelm Taube.
Die Rolle der Rinder in Hinblick auf die Bodenfruchtbarkeit und das Klima beleuchtet auch die Sendung „Green Garage“ des NDR vom 1.7.2022 mit Dr. Anita Idel und Prof. Dr. Hans-Otto Pörtner.
Im Sinne eines konstruktiven Dialogs zu Tierhaltung hat der Slow Food e.V. jüngst ein Diskussionspapier mit Praxisbeispielen zu Umweltgerechter und nachhaltiger Fleischwirtschaft am Beispiel Rind veröffentlicht.